Wer schreibt, der bleibt! Als die Römer uns die Schrift brachten
„Wer schreibt, der bleibt!“ ist ein altes Sprichwort, das bereits auf die Römer in unserer Gegend zutrifft. Erst mit der Etablierung der römischen Herrschaft an Maas und Rhein zieht auch eine Schriftkultur in unseren Breiten ein. Lesen und Schreiben waren zuvor unbekannte Fähigkeiten, nun sind sie essentiell für eine Teilhabe am öffentlichen Leben – und auch privat ganz nützlich. Erstmals kennen wir Namen von einzelnen Personen, die in unserer Gegend lebten. Es entsteht eine völlig neue, auf Schriftlichkeit gegründete Erinnerungskultur.
Erste Zeugnisse von Schrift finden sich auf Gegenständen, vor allem in Gefäßkeramik, in die Namen eingeritzt wurden, die den Besitzer ausweisen. Es finden sich Graffiti an Hauswänden, Warenangaben auf Siegeln und Versandgefäßen, später dann auch zu prächtigen Inschriften im öffentlichen Raum. Das Lesen und Schreiben lassen die Menschen als elementare Kulturfertigkeiten nicht mehr los.
Welche Bereiche des Lebens in besonderer Weise vom Lesen und Schreiben durchdrungen sind, was die überlieferten Texte über den Alltag der Menschen, ihren Glauben, ihr politisches Leben aussagen, was für Inschriften überhaupt erhalten oder anders überliefert sind und wie heutige Forscher mit dieser Überlieferung umgehen, ist Thema dieser Ausstellung. Leihgeber aus Aachen, Bonn, Heerlen, Jülich, Leiden, Maastricht und Tongeren haben dazu rund 130 Objekte beigesteuert.
Die Idee, Konzeption und kuratorische Lenkung dieser Ausstellung lag in den Händen der euregionalen Vicus-Gruppe, eines Zusammenschlusses von Archäologen und Althistorikern aus der Euregio Maas/Rhein, die sich seit Jahren der vergleichenden Erforschung der kleineren römerzeitlichen Siedlungen (vici) in unserem Raum verschrieben haben.
Abb. Terra Sigillata-Schüssel mit Besitzer-Graffito, ca. 120–160 n. Chr. Foto_Heerlen, Thermenmuseum