Vernissage: Vom fauchenden Fafnir zum Fahrzeug der Zukunft
Automobilstadt? Da denken die meisten an Wolfsburg oder Rüsselsheim. Dass auch Aachen ein bedeutender Standort der Automobilindustrie war und ist, wissen die wenigsten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren gleich mehrere Automobilbauer in Aachen ansässig: Fafnir, Cudell und Mannesmann-MULAG waren damals auf dem Automobilmarkt bekannte Marken, die sogar weltweit exportierten. Als allerdings mit dem Schwarzen Freitag im Jahre 1929 die große Wirtschaftskrise über die Welt hereinbrach, war die Automobilfertigung schon wieder aus Aachen verschwunden. Zu klein waren die noch in Handarbeit fertigenden Aachener Manufakturen, um den großen Marken zu trotzen. Dennoch blieb Aachen ein wichtiger Standort der Automobilforschung. Die 1870 gegründete Technische Hochschule – seinerzeit die einzige ihrer Art im Rheinland und in Westfalen – versammelte das geballte Know-How der Ingenieurskunst in Aachen.
Zugleich begann das Automobil die Stadt zu verändern: Die Stadtplaner mussten einer ständig steigenden Zahl von Automobilen Rechnung tragen. Neue und verbreiterte Straßen standen nach dem Zweiten Weltkrieg ganz oben auf der Agenda der Stadtplaner. Bis in die 1970er Jahre blieb die Faszination des Automobils ungebrochen; die Straßenbahn musste dem Trend zum Individualverkehr weichen, Fußgängerunterführungen sollten einen ungehinderten Verkehrsdurchfluss gewährleisten. Erst mit der Ölkrise 1973 begann sehr langsam ein Umdenkprozess, der bis heute anhält. Die Einrichtung von Fußgängerzonen, Verkehrsberuhigungsmaßnahmen bis hin zur Forderung nach der autofreien Innenstadt und der geplanten Wiedereinführung einer Straßenbahn zeigen, wie sich unsere Haltung gegenüber dem Automobilverkehr geändert hat.
Mehr denn je werden heute an den Aachener Hochschulen das Automobil und der Verkehr erforscht: Neue Antriebstechnologien, neue Werkstoffe, Energiespeicher, Leichtbaukarosserien, Verkehrsteuerungsanlagen und Mobilitätskonzepte – die Forschung umfasst die ganze Bandbreite der Automobil- und Verkehrstechnik. Typisch für die Aachener Hochschulen: Die Forschungsergebnisse werden häufig gleich vor Ort getestet und in neue Produkte umgesetzt. So hat das mittlerweile von der Deutschen Post übernommene Elektrofahrzeug StreetScooter seinen Ursprung in der Hochschule und wird nun auf dem ehemaligen Talbot-Gelände an der Jülicher Straße gebaut. Die Zusammenarbeit der Hochschule mit städtischen Institutionen ist vielfältig. In zahlreichen Pilotprojekten wurden und werden neue Technologien in der Praxis erprobt: das erste Parkleitsystem, die Umstellung auf LED-Ampeln oder die beispielhafte Förderung der Elektromobilität.
Formel-1-Rennstrecken made in Aachen
Nicht zuletzt war auch der Motorsport Ausdruck einer allgemeinen Automobilbegeisterung. Das erste internationale Autorennen von Paris nach Berlin im Jahre 1901 machte Station in Aachen, in den Jahren 1948 und 1949 fanden auch eigene Rennen rund um den Ronheider Berg statt und auch die Seifenkistenrennen erfreuten sich während der 1950er und 1960er Jahre in Aachen großer Beliebtheit. Heute ist Aachen vor allem durch Planung und Bau von Formel-1-Rennstrecken mit dem Motorsport verbunden.
Die Ausstellung zeigt das Automobil als wichtigen Faktor der Stadtgeschichte der letzten 120 Jahre. Rund um historische Aachener Fahrzeuge der Marke Fafnir illustrieren alte Firmenunterlagen, Werbematerialien und Fotos die aufregende Anfangszeit der automobilen Gesellschaft. Anhand von Modellen und medialen Inhalten wird gezeigt, wie sich die Ingenieure das Auto der Zukunft vorstellen.
Eröffnung: Sonntag, 11. September 2016, um 12.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 11. September 2016 bis 19. Februar 2017
Kuratorenteam: Prof. Dr. Frank Pohle, Myriam Kroll, Holger Hermannsen, Lars Neugebauer